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Intelligente Ampeln sollen Wartezeiten in Wiener Stadtverkehr verkürzen

Future
Berlin – 28. Oktober 2019

Auf grün ohne Knopfdruck: Kameragesteuerte Ampeln sollen die Wartezeiten für Fußgänger verkürzen und den fließenden Verkehr unterstützen. Nach zweijähriger Testphase nimmt jetzt die erste intelligente Ampel den Regelverkehr in Wien auf – mit dem Ziel, die rund 200 Druckknopfanlagen in der Stadt sukzessiv durch das neue Modell zu ersetzen.

Bewegungsmuster leiten Grünphase ein

Um den fließenden Verkehr in Wien zu unterstützen und besonders für Fußgänger die Wartezeiten an Übergängen zu verkürzen, entwickelte die Technische Universität Graz im Auftrag der Stadt Wien bereits 2016 den ersten Prototypen einer kameragesteuerten Ampel. Zwei Testphasen von jeweils 12 Monaten mit anschließender Evaluierung folgten. Jetzt kann die intelligente Ampel langfristig im Stadtverkehr eingesetzt werden.

„Ein Algorithmus der Software berechnet aufgrund der Bewegungsrichtung des Fußgängers auf den nächsten beiden Metern, also innerhalb von ein bis zwei Sekunden, den vermutlichen weiteren Wegverlauf“, erklärt Ing. Daniel Pratl, zuständiger Fachbereichsleiter vom Referat Verkehrslichtsignalanlagen der Stadt Wien. „Je nach Berechnung schaltet sich die Ampel anschließend auf Grün.“ Das Besondere: Die Ampel orientiert sich an den Bedürfnissen der Fußgänger. Nähert sich beispielsweise eine Gruppe der Straße, erkennt das System, dass die Grünphase länger andauern muss. Im Umkehrschluss kann sie bei nur einer Person die Ampelphase verkürzen. „Wenn die wartende Person den Bereich vorzeitig verlässt, leitet die Ampel keine unnötige Grünphase ein und der Verkehr kann weiterfließen“, so Pratl.

Mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Doch nicht nur die positiven Auswirkungen auf Wartezeiten und Verkehrsfluss seien von Bedeutung. Die neue Technologie würde zudem auch die Sicherheit der Fußgänger unterstützen. In einem Statement der Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou heißt es: „Die neue Technologie erhöht die Sicherheit für unsere Kinder am Schulweg, da der vorhandene Druckknopf nicht mehr extra betätigt werden muss, sondern die Ampel automatisiert schaltet."
Laut Daniel Pratl plant die Stadt Wien, die derzeit noch im Einsatz befindlichen Druckknopfanlagen auf lange Sicht durch die intelligenten Modelle zu ersetzen: „Dort, wo es möglich ist und eine Verbesserung erzielt werden kann, auf jeden Fall.“

Datensätze verlassen Kamera nicht

Wichtig sei bei der Umsetzung natürlich auch, dass die Datenschutzrichtlinien eingehalten werden. „Die Bilder verlassen die Kamera nicht und werden nur lokal auf Bewegungsmuster analysiert“, betont Pratl. „Daher dient das Aufnehmen ausschließlich der Erkennung der Bewegungsmuster – und nicht der Personenüberwachung. Sämtliche Aufnahmen werden anschließend sofort gelöscht.“

Auch in Deutschland verbessern Ampelsysteme bereits den Verkehr, zum Beispiel durch in den Asphalt eingebaute Induktionsstreifen vor Kreuzungen, die das Verkehrsaufkommen messen. Zudem forscht die Technische Universität Dresden aktuell an einem Ampelsystem, bei dem nähernde Fahrzeuge Lichtsignale anmelden und Grünphasen zugeteilt bekommen können. Experten zufolge sei ein solches System aber frühestens in fünf Jahren flächendeckend einsatzbereit. Ob funktionsgleiche Ampelsysteme wie derzeit in Wien auch bald in Deutschland im Verkehr zum Einsatz kommen, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist eine Aufwertung von Fußgängerwegen durch intelligente Ampelsysteme ein richtiger Schritt zur angestrebten Verkehrswende.

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