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Güterzüge ab sofort auf leisen Sohlen

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Berlin – 13. Dezember 2020

Ab Fahrplanwechsel am 13. Dezember dürfen auf deutschen Schienen nur noch „leise Güterwagen” rollen. In einem millionenteuren Kraftakt hat die Bahn-Branche zigtausende Waggons mit „Flüsterbremsen” ausgerüstet, damit sie weniger Rollgeräusch abgeben.

Rund 180.000 Fahrzeuge haben Bahnbetreiber und Waggonvermieter in den letzten Jahren nach und nach mit neuer Technik an den Bremsen ausgestattet. Diese kann nun den Lärm fahrender Güterzüge auf die Hälfte reduzieren. Das soll Menschen, die an verkehrsreichen Bahnstrecken wohnen, mehr Ruhe und besseren Schlaf bringen.

Das Geheimnis der Flüsterbremsen: Zuvor wurden die Waggons durch Bremssohlen mit Grauguss-Klötzen abgebremst. Diese aber beeinflussten beim Zupacken stark die Laufflächen der Räder – sie rauten diese auf. Und die Masse dieser kleinen Unebenheiten sorgte für zusätzliche Geräusche des fahrenden Zuges. Anstelle der metallischen Bremssohlen haben die Güterwagen nach umfangreichen Versuchsreihen nun solche aus Kunststoff, aus speziellen Verbundwerkstoffen, erhalten. Diese greifen bei den Bremsvorgängen die Radlaufflächen nicht mehr oder nicht so stark an. So bleiben die Räder glatt und verursachen weniger Rollgeräusch.

Hinter der aufwändigen, nun weithin abgeschlossenen Umrüstungsaktion steht ein eigens erlassenes Gesetz, das 2017 vom Deutschen Bundestag beschlossene Schienenlärmschutzgesetz. Der offizielle Titel nennt das konkrete Ziel: Es ist das „Gesetz zum Verbot des Betriebs lauter Güterwagen“. Der 13. Dezember 2020 war von Anfang an der entscheidende Stichtag: Von diesem Datum an, dem Beginn des europäischen Netzfahrplans 2020/2021, ist das Fahren von Güterzügen mit lauten Waggons auf deutschen Strecken verboten. Nach der Schweiz, die eine solche Regelung bereits Anfang 2020 einführte, ist Deutschland das erste EU-Land mit einem konsequenten Einsatzverbot für laute Güterwagen. Dieses Verbot besteht nicht nur auf dem Papier, sondern soll von der Bahn-Aufsichtsbehörde Eisenbahn-Bundesamt (EBA) laufend überwacht werden. Und wenn doch Fahrzeuge ohne den neuen Lärmschutz durchs Land rollen, drohen heftige Bußgelder bis zu einer halben Million Euro.

Die Unternehmen, die reichlich Geld in die Umrüstung stecken mussten, sind stolz, dass sie zum gesetzlichen Stichtag fertig geworden sind. „Die flächendeckende Umstellung auf leise Bremssohlen ist für die gesamte Branche ein wichtiger Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen Schienengüterverkehrs“, sagt Heiko Fischer, Vorsitzender des Vorstands des großen europäischen Wagenhalters und Waggonvermieters VTG, der allein 30.000 Fahrzeuge auf leise Sohlen umstellte. Mehr Wettbewerbsfähigkeit der Schiene erhofft sich DB-Cargo-Vorstand Sigrid Nikutta, die 63.000 flüsternde Güterwagen häufiger auf die Reise schicken will: „Mehr Güterverkehr – weniger Lärm, das ist kein Widerspruch.”

Der Schienengüterverkehr könnte aber noch leiser werden, stellt sich das Bundesverkehrsministerium vor. Schon heute seien dafür Technologien bekannt. Mit einer Förderrichtlinie „TSI Lärm+” lockt sie die Bahn-Branche: Wer Wagen einsetzt, die in ihren akustischen Emissionen um mindestens fünf Dezibel unter dem derzeit zulässigen Höchstsatz bleiben, bekommt bei der Markteinführung innovativer Techniken einen Teil der Kosten vom Staat ersetzt.

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